Kommunikation

Als essenzieller Bestandteil des sozialen Lebens bildet Kommunikation das Rückgrat unserer zwischenmenschlichen Beziehungen, beeinflusst unsere Denkweise, unser Wohlbefinden und Gestaltung unserer Umgebung. Aber was genau verbirgt sich hinter diesem vielschichtigen Konzept?

Kommunikation ist ein komplexer Prozess des Austauschs von Informationen, Ideen, Emotionen und Bedeutungen zwischen Individuen. Sie ermöglicht uns, uns mit anderen zu verbinden, Wissen zu teilen, Konflikte zu lösen und gemeinsame Ziele zu erreichen. Kommunikation ist jedoch mehr als nur Worte und Sprache – sie umfasst auch nonverbale Signale wie Gestik, Mimik und Körpersprache, die eine bedeutende Rolle in der Übermittlung von Botschaften spielen.

Abstrakte Darstellung des soziales Netzwerks von Menschen und deren Kommunikation

Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen, wie Psychologie, Soziologie und Linguistik, haben sich intensiv mit dem Thema Kommunikation auseinandergesetzt. Sie verfolgen das Ziel ihre Komplexität zu verstehen und verständlich zu machen. Dabei wurden verschiedene Kommunikationstheorien entwickelt, die uns helfen, die Mechanismen und Auswirkungen besser zu verstehen.

Fünf Axiome der Kommunikation

Die fünf Axiome der Kommunikation des österreichischen Philosophen und Psychotherapeuten Paul Watzlawick beschreiben grundlegende Prinzipien wie Menschen miteinander kommunizieren. Erstmals wurden sie im Buch Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien (aktuell: 2016, 13. Auflage) vorgestellt und haben seitdem einen großen Einfluss auf die Kommunikationstheorie und die Psychotherapie.

  1. Axiom: Man kann nicht nicht kommunizieren. Selbst Schweigen oder nonverbale Signale wie Körpersprache senden Botschaften aus. Kommunikation tritt auf vielen Ebenen auf, und jede Handlung oder Äußerung enthält Information.
  2. Axiom: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Jede Äußerung vermittelt nicht nur Informationen, sondern drückt auch etwas über die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern aus. Der Beziehungsaspekt bestimmt die Interpretation des Inhaltsaspekts maßgeblich.
  3. Axiom: Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung. Jede Äußerung oder Handlung wird als Ursache interpretiert, da sie eine Reaktion oder eine Wirkung in den Empfängern hervorruft. Gleichzeitig sind die Reaktionen der Empfänger auch Ursachen für das Verhalten der Sender, da sie wiederum deren Kommunikation beeinflussen und Rückmeldungen geben. Auf diese Weise entsteht eine ständige Wechselwirkung , die den Kommunikationsprozess prägt.
  4. Axiom: Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten. Die digitale Ebene bezieht sich auf den expliziten Inhalt einer Nachricht, während die analoge Ebene nonverbale Aspekte wie Tonfall und Gestik betrifft. Beide Ebenen ergänzen sich und tragen zur Bedeutung einer Nachricht bei.
  5. Axiom: Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär. Symmetrische Beziehungen sind durch ähnliche Verhaltensweisen gekennzeichnet (z. B. Freunde), während komplementäre Beziehungen durch ergänzende Verhaltensmuster gekennzeichnet sind (z. B. Vorgesetzter und Angestellter).

Mit Hilfe der fünf Axiome lässt sich die Dynamik und Komplexität der Kommunikation erfassen. Praktische Anwendung finden Sie in allen Bereichen der zwischenmenschlichen Beziehungen: Vom Privatleben über den Berufs- und Schulalltag bis hin zur Psychotherapie. Darüber hinaus dienten die Axiome als Grundlage für weitere Forschung und Entwicklungen in der Kommunikationspsychologie.

Das Kommunikationsquadrat (oder: Vier Seiten einer Nachricht)

So basiert eines der prominentesten Kommunikationsmodelle auf dem zweiten Axiom: Das Kommunikationsquadrat – auch bekannt als Vier Seiten einer Nachricht. Das Modell wurde von Friedemann Schulz von Thun entwickeln, um die Komplexität von Kommunikation verständlich zu machen.

Graphische Darstellung des Kommunikationsquadrats bzw. der Vier Seiten einer Nachricht (Friedemann Schulz von Thun)

Jede Nachricht beinhaltet vier verschiedene Seiten, die gleichzeitig mitschwingen können.

  • Sachinhalt: Worüber möchte ich informieren
  • Selbstkundgabe: Was ich von mir zu erkennen gebe
  • Beziehung: Was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe
  • Appell: Was ich bei dir erreichen möchte

Zumeist wird jedoch eine Seite besonders betont und die Nachricht dahingehend interpretiert. Indem wir uns bewusst sind, wie unsere Nachrichten auf verschiedenen Ebenen wirken können, können wir unsere Kommunikation effektiver gestalten und Missverständnisse vermeiden. Dies betrifft sowohl die Seite des Senders (vier Münder) als auch die Seite des Empfängers (vier Ohren).

Gewaltfreie Kommunikation

Die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) ist ein Kommunikationsmodell des US-amerikanischen Psychologen Marshall Rosenberg, um Menschen dabei zu unterstützen, auf eine empathische, respektvolle und friedliche Art miteinander zu kommunizieren. Das Hauptziel der GfK besteht darin, Konflikte zu reduzieren, Beziehungen zu stärken und eine kooperative Atmosphäre zu schaffen. Das Modell basiert auf vier zentralen Schritten: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte.

Zunächst geht es darum, (a) Beobachtungen von Bewertungen zu trennen und objektiv zu beschreiben, was in einer Situation passiert. Dann erfolgt die (b) Wahrnehmung der damit verbundenen Gefühle sowie die (c) Identifikation dar dahinterliegenden Bedürfnisse. Dies ist die Grundlage für den letzten Schritt, nämlich (d) Bitten zu formulieren, die die Bedürfnisse erfüllen.

Die GfK ermutigt Menschen, ihre Bedürfnisse klar und ohne Forderungen auszudrücken und dabei Verantwortung für ihre eigenen Gefühle zu übernehmen. Indem man auf diese Weise kommuniziert, erhöhen sich die Chancen auf eine konstruktive Lösung von Konflikten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der GfK ist die Fähigkeit, empathisch zuzuhören und mitfühlend zu antworten. Indem man sich in die Gefühle und Bedürfnisse des Gegenübers einfühlt, wird eine Verbindung hergestellt und das Vertrauen gestärkt. Durch die Verwendung der GfK können Missverständnisse minimiert, Vorurteile abgebaut und eine Atmosphäre des Verständnisses und der Akzeptanz geschaffen werden.

Insgesamt fördert die Gewaltfreie Kommunikation eine Kultur des Friedens, indem sie Menschen darin unterstützt, ihre Unterschiede zu respektieren und in einer Weise zu kommunizieren, die auf Verbindung und Kooperation ausgerichtet ist. Anwendungskontexte sind zwischenmenschliche Beziehungen in der Familie, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft im Allgemeinen, um eine harmonischere und mitfühlendere Welt zu schaffen.

Kommunikation ist eine Kunst, die es zu beherrschen gilt. Sie ist der Schlüssel zu gelungenen zwischenmenschlichen Beziehungen und erfolgreicher Zusammenarbeit. Durch klare und empathische Kommunikation können Missverständnisse vermieden, Vertrauen aufgebaut und Konflikte konstruktiv gelöst werden.

Literaturempfehlungen

Rosenberg, M. B. (2016). Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (12. Auflage). Junfermann Verlag.

Schulz von Thun, F. (2014). Miteinander reden 1-4. Rowohlt Taschenbuch

Watzlawick, P., Beavin, J. H., & Jackson, D. D. (2016). Menschliche Kommunikation. Formen – Störungen – Paradoxien (13., unveränderte Auflage). Verlag Hans Huber.

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